Privat oder öffentlich

Trotz einiger Krankenstände und des Termines knapp vor Weihnachten war eine unerwartet größere Zahl von Teilnehmern zu unserer letzten Diskussionsrunde in diesem Jahr zusammengekommen.

An verschiedenen Themenkreisen dieses Spannungsfeldes zwischen privat und öffentlich wurde in einem spannenden Diskurs teilweise kontroverse Anschauungen vorgebracht.

  1. Was ist überhaupt “das Private” ? Für jeden gibt es unterschiedliche Werte, was aber ist der kleinste gemeinsame  Nenner des Privaten. Ob Meinungsfreiheit, ob Recht auf einen eigenen Wohnraum oder ob damit ein eigener “Denkraum” gemeint ist, alle Bestrebungen, Privates zu verwirklichen, sind trotz der Abhebung vom “Öffentlichen” auch immer darin gekennzeichnet, dass es das Ziel ist, als Ausdruck des Privaten auch von der Öffentlichkeit anerkannt zu werden-egal ob man  das für sich behält oder freiwillig in die Öffentlichkeit trägt. Die Angst vor der unfreiwilligen Darstellung des Intimen in der Öffentlichkeit hat auch damit zu tun, dass man das Private von Anzweifelung und Kritik freihalten möchte.

  2. In der jüngsten Geschichte vermehrten sich die Angriffe auf das Private, indem Medien und die Digitalisierung mehr Druck ausüben. Das Netz hat immer stärkeren Zugriff auf biometrische, genetische und die Herkunft betreffende Daten zu sammeln und sie leichter auf eine Person zuzuschneiden. Die Argumente dafür lauten, dass sie einen Organisationsvorteil für Behörden, Gesundheitsdienste, aber auch für die Polizei bringen. Der mediale Druck (soziale Medien) wirkt sich aber-so die Meinung-auf die Entwicklung  vom Kind zum Mündigen aus, indem wirtschaftlich oder politisch motivierte Hintergedanken in das Weltbild eines jüngeren  Menschen einfließen können und manipulativen Charakter hat.

  3. Die Frage stellt sich daher, ob sich die Öffentlichkeit schützend hinter den Erhalt der Privatheit bei jungen Menschen stellt. Es wurden verschiedene Regelungen, Gesetze  und Hilfestellungen angeführt. Die Menschen-und Kinderrechte ermöglichen vor allem die ethische Legalität von Maßnahmen zu beurteilen. Nach Meinung von Teilnehmern finden sie das Kinderrecht auf Privatsphäre übertrieben, wenn man für jedes Kind das Recht auf ein eigenes Zimmer vorsieht. Nicht übertrieben fand ein Teilnehmer das Kinderrecht auf Bildung und Teilnahme am gesellschaftlichen Leben.

  4. Die Gesellschaft entwickelt sich nach Meinung einiger  zu einer Überwachungsgesellschaft,wobei es Datenschutz gibt und die Einengung des Privaten gesetzlich gebremst werden kann. Es gibt aber die vorgesehene Verschwiegenheitspflicht (Arzt , Priester), auf die man nicht einging.

  5. Gibt es auch den umgekehrten Weg ? Privates drängt sich der Veröffentlichung auf ? Es wurde auch die Frage gestellt, ob  sich Menschen oder eine bestimmte Gruppe (Schauspieler, Angehörige eines Königshauses oder sog. Prominente  ) auch freiwillig der Öffentlichkeit aufdrängen und insofern keine Opfer darstellen sondern dies auch bewusst  tun.

  6. In die gleiche RIchtung gehen eher politische Motivationen von Menschen, die aufzeigen wollen, welches Unrecht Ihnen im Privaten zugestoßen ist, um auf in der Gesellschaft existierende Strukturen und Mängel hinzuweisen, wie die Betreiber in der Me-too Bewegung.

  7. Um einen Blick über unsere Grenzen zu werfen: die Welt ist alles andere als eine Friedensgemeinschaft. Und die Konfliktherde entstehen nicht nur auf Grund fehlender Erfüllung von   Menschenrechten (Hunger, fehlende Sicherheit ,Zerstörung..) sondern auch, weil  die Ursachenkette, wie es zu Kriegen kommt nicht durchbrochen wurde. So werden  in vielen  Ländern die Traumatisierungen der  früheren Generationen  unbearbeitet  an die jüngeren weitergegeben. Kann man da noch Optimist sein-wurde gefragt-wenn die jetzt vorherrschenden Kriege durch immer größer werdende Grausamkeiten (Terror in Irsael, Kindesentführung aus der Ukraine nach Russland) neuerliche Voraussetzungen für weitere Kriege schaffen?

Das Tröstliche fanden wir alle darin, dass sich unsere Gesellschaft (Österreich, Europa) derzeit in einem wesentlich besseren Zustand befindet. Man hat sich gegenseitig “Frohe Weihnacht” gewünscht und danach suchten einige Teilnehmer in Feierlaune den stimmungsvollen Christkindl-Markt in Gmunden auf.

Paul Peckary

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